Wenn Sie mit Pressfittings arbeiten, stoßen Sie schnell auf die Abkürzungen H, TH und U. Sie bezeichnen Pressprofile – also die Geometrien von Pressbacken bzw. -einsätzen, die exakt zur Kontur eines Fittings passen müssen. Das richtige Profil ist entscheidend: Nur die korrekte Kombination aus Profil und Fitting ergibt eine dauerhafte, leckagefreie, normkonforme Verbindung.
TL;DR:
- H-Profil: Häufig für viele Mehrschicht- und Kunststoff/Metall-Verbundsysteme (z. B. bestimmte Linien von Roth, Valsir, Aquatechnik, Prandelli).
- TH-Profil: Modifizierte Kontur, die von verschiedenen Systemen verwendet wird (z. B. Wavin, Viega, Unipipe/Unicor, Henco, Brasstech, Bucchi, Comap Purmo, Sitec Press, Gabotherm Tiemme, Cobrapress Comisa-Linien).
- U-Profil: Typisch für Uponor-, Unicor-Unipipe-, Wavin-Tigris- und Coes-Systeme sowie kompatible Linien.
Regel #1: Immer das Systemhandbuch beachten. Falsches Profil → Leckagen, Verlust der Gewährleistung, mögliche Schäden.
Was ist ein Pressprofil?
Beim Pressen verformt die Backe Fitting und Rohr kontrolliert plastisch. Die Profilgeometrie stellt sicher, dass
- der Dichtbereich korrekt komprimiert wird,
- ein Formschluss zur Lastübertragung entsteht und
- Bauteile nicht überbeansprucht werden.
H, TH und U sind etablierte Konturfamilien. Sie sind nicht austauschbar. Der Fittinghersteller legt das zulässige Profil fest.
Typische Zuordnungen (Beispiele)
Hinweis: Viele Marken haben mehrere Systemlinien. Verlassen Sie sich nicht nur auf den Markennamen – maßgeblich ist die Systemfreigabe.

H
z. B. Roth, Valsir, Aquatechnik, Prandelli (linienabhängig)
Mehrschichtverbund (MLCP/AL-PEX), teils Kunststoffe

TH
z. B. Unipipe/Unicor, Wavin, teils Viega-Linien
Mehrschicht-verbund

U
z. B. Uponor-Systeme
Mehrschicht-/Kunststoffsysteme
Diese Übersicht ist illustrativ. Vorrang hat immer die Montageanleitung Ihres Systems.
So finden Sie Ihr korrektes Profil in drei Schritten
- System identifizieren: Verpackung, Prägung am Fitting, Ringfarbe, Datenblatt.
- Handbuch lesen: Dort steht das benötigte Pressprofil (z. B. „Profil TH“).
- Werkzeug/Backe prüfen: Backe bzw. Einsatz muss genau dieses Profil tragen. Bei modularen Handpressen den passenden Profileinsatz einsetzen.
Tipp: Viele Fittings haben eine Prägung oder Farbkennzeichnung. Hersteller nennen zudem freigegebene Durchmesser (z. B. 16/20/26 mm).
Was passiert beim falschen Profil?
- Leckagen bei Druck-/Temperaturwechseln
- Deformationen oder Mikrorisse an Fittings/Rohren
- Verlust von Garantie/Dokumentationskonformität
- Nacharbeit und teure Sanierungen
H vs. TH vs. U – technischer Überblick
- H: Kontur mit spezifischem Druckverlauf für viele Verbundsysteme. Weit verbreitet, aber nicht universell.
- TH: Geometrisch angepasste Variante für bestimmte Fittings; vermeidet Über-/Unterkompression in diesen Systemen.
- U: Eigenständige Kontur, u. a. bei Uponor verbreitet; auf deren Fittingdesign abgestimmt.
Unterschiede betreffen Radien, Schulterpositionen, Flankenwinkel und Kompressionsweg. Kleine Abweichungen bestimmen, wo und wie stark der Dichtbereich komprimiert wird.
Werkzeug- und Backenwahl
Arbeiten Sie mit einem einzigen System?
Nutzen Sie eine Presse (Akku oder manuell) mit Backen im passenden Profil (z. B. TH-Backen 16/20/26 mm).
Arbeiten Sie systemübergreifend?
Handpressen mit wechselbaren Einsätzen sind flexibel: Ein Grundwerkzeug, verschiedene Profileinsätze (H/TH/U) und Durchmessereinsätze (z. B. Ø 14/16/18/20/26).
Vorteile: Kosten- und Platzersparnis – ideal für Servicefahrzeuge.
Durchmesserplanung
Im SHK-Alltag üblich: Ø 14–26 mm bei Verbundsystemen. Wählen Sie Sätze, die Ihre gängigen Größen abdecken (z. B. 16/18/20/26 oder 14/16/18/20/26).
Qualitäts- & Sicherheits-Checkliste für Werkzeuge
- Profiltreue: präzisionsgefräste Einsätze, enge Toleranzen
- Kraftverlauf: ausreichender Hub und gleichmäßige Kraftübertragung (bei Handpressen: langer Hub, gute Übersetzung)
- Materialien: robuster Stahl/Aluminium, verschleißarm
- Wartung: regelmäßige Sichtprüfung & Reinigung; Kalibrier-/Prüfservice nach Herstellervorgaben
- Transport: Metallkoffer schützt Einsätze, hält Sätze organisiert – weniger Verwechslungen auf der Baustelle
- Dokumentation: Profil, Größe, Seriennummer markieren; ggf. Fotos nach dem Pressen als Nachweis
Häufige Fehler – und wie man sie vermeidet
- „Sieht ähnlich aus, wird schon passen.“ Nein – immer Systemfreigabe prüfen.
- Falscher Durchmesser (z. B. 18 mm statt 20 mm): Einsatzgröße vor dem Pressen kontrollieren.
- Unzureichende Rohrvorbereitung: rechtwinklig schneiden, entgraten, kalibrieren, Einstecktiefe markieren.
- Falsche Einstecktiefe: Tiefenmarkierung setzen und einhalten; nach dem Pressen Sichtkontrolle.
- Trockenmontage trotz Vorgabe: Falls Schmierung/Einsteckhilfe gefordert, Anleitung befolgen.
Checkliste vor dem Pressen
🔲 Systemlinie & Profil (H/TH/U) geprüft
🔲 Durchmesser des Einsatzes passt
🔲 Rohr rechtwinklig geschnitten, entgratet, kalibriert
🔲 Tiefenmarkierung gesetzt und eingehalten
🔲 Backen/Einsätze sauber und unbeschädigt
🔲 Rechtwinklig zur Rohrachse pressen
🔲 Pressmarke nach der Montage visuell prüfen
FAQ
Kann ich TH-Fittings mit H-Backen pressen?
Nein. Ähnliche Namen bedeuten keine Kompatibilität. Verwenden Sie ausschließlich das freigegebene Profil.
Gibt es „Universal-Backen“?
In der Praxis nein. „Universal“ meint meist modulare Systeme, bei denen profilspezifische Einsätze schnell getauscht werden.
Wie erkenne ich das richtige Profil in meinem Kit?
Aufdrucke/Prägungen an Fittings/Backen, Handbücher und Farbcodes prüfen – im Zweifel Datenblatt oder Hersteller-Support kontaktieren.
Welche Größen sind im Wohnbau typisch?
Oft 16, 20, 26 mm. Je nach Region/System auch 14 und 18 mm verbreitet.